Tag gegen Homophobie
Kussmarathon als Protest gegen Diskriminierung
Wer heute an den S-Bahnhöfen Frankfurter Allee und Neuköllner Rathaus vorbei kommt, könnte auf viele einander küssende Menschen stoßen. Dabei handelt sich nicht wieder um eine sinnlose Spaßaktion, wie es sie zuletzt häufiger in Berlin gab. Der Kussmarathon ist eine Demonstration für die Akzeptanz von Homosexuellen.
Zum heutigen Internationalen Tag gegen Homophobie hat das schwule Anti-Gewalt-Projekt in Berlin, Maneo, zu einem Kussmarathon aufgerufen. Unter dem Motto „protect every kiss“ solle auf die anhaltende Diskriminierung, Ausgrenzung und Gewalt gegen Schwule aufmerksam machen, sagte ein Sprecher von Maneo.
Homo- und heterosexuelle Paare sind zum „öffentlichen Knutschen“ am S-Bahnhof Frankfurter Allee (15 Uhr) und vor dem Neuköllner Rathaus (17 Uhr) aufgerufen. Im Schöneberger Rathaus wird auf einer Konferenz über Möglichkeiten diskutiert, Schwule vor Gewalt zu schützen. Maneo betreibt das sogenannte schwule Überfalltelefon, bei dem sich Opfer von Gewalt melden können. Auch Sozialsenatorin Heidi-Knake Werner (Linke) wies zum Tag gegen die Homophobie darauf hin, dass Lesben und Schwule „alltäglich mit Vorurteilen zu kämpfen haben“. Zudem würden Homosexuelle immer wieder mit Diskriminierung konfrontiert. Nach Angaben der Senatorin wirbt der Senat in diesem Jahr vor allem bei zugewanderten Familien für mehr Respekt gegenüber Lesben und Schwulen. Untersuchungen hätten gezeigt, dass „feindliche Einstellungen“ gegenüber Homosexuellen auch unter jungen Menschen nach wie vor weit verbreiteten seien. Bei Jugendlichen aus Zuwandererfamilien verstärkten gesellschaftliche Ausgrenzung und eine starke religiöse Orientierung die Ablehnung gegenüber Lesben und Schwulen. Der Senat fördere deshalb gezielt Projekte wie Gladt (Gays & Lesbians aus der Türkei) und den Verein ABqueer, der zu lesbischen, schwulen und bisexuellen Lebensweisen aufklärt und berät.
Von Seiten von Maneo wurde mehr Unterstützung der Politik im Kampf gegen schwulenfeindliche Gewalt gefordert. Projektleiter Bastian Finke verlangte eine angemessene finanzielle Ausstattung von schwulen und lesbischen Anti-Gewalt-Projekten sowie professionelle Ansprechpartner bei den Behörden, insbesondere bei der Polizei.
Der Internationale Tag gegen Homophobie wurde auf den Tag gelegt, an dem 1990 die Generalversammlung der Weltgesundheitsorganisation WHO beschloss, Homosexualität von der Liste psychischer Krankheiten zu streichen.
--------------------------------------------------------------
-
Weitere Informationen zum Thema im Internet:
Weiterführende links
-
-